Gerade vermehren sich wieder die Krisen auf dem Globus. Ukrainekonflikt, IS im Irak und Ebola – um nur die zu nennen, die mir gerade am präsentesten sind. Das dominante Mittel der Wahl ist dabei das Militär. Ich will nicht von vornherein verteufeln, dass militärische Mittel eingesetzt werden. Wenn ich die Argumente der Politiker höre und im Hinterkopf immer noch den letzten Film habe, bei dem es so cool war, als der Held den Bösen aufgemischt hat, denke ich auch manchmal: „Klar, klingt vernünftig“. Jeder kann sich hineinversetzen anderen helfen zu wollen, die in Not sind und sich unter Umständen nicht selbst helfen können. Und Gewalt ist eine naheliegende Möglichkeit. Besonders, wenn die anderen als böse eingestuft werden, ist es leichter den Abzug zu drücken.

Ich muss manchmal an Watzlawicks Theorie des „mehr desselben“ denken. Wenn die Lösung nicht funktioniert, denken wir oft, wir würden sie nicht gut genug (bzw. genug davon) ausführen. Also versuchen wir die gleiche Lösung nochmal, aber „mehr desselben“, statt umzudenken und neue Wege zu versuchen. Das kenne ich aus PlayStation Spielen: „Das muss doch gehen… ich hab doch fast… das gibt’s doch nicht… oh, dort geht’s auch lang? Sinnlos…“

Mir macht es einfach Sorgen, weil ich beobachte, wie Gewalt immer wieder Gegengewalt verursacht. Gehen wir mal vom Kampf gegen den Terror aus. Da töten Terroristen unschuldige Menschen. Möglichweiße weil ihre Sicht nicht akzeptiert wird. Empfundene Ausgrenzung und Ungerechtigkeit werden vom Gehirn, wie körperlicher Schmerz empfunden und können Aggression verursachen (vgl. Joachim Bauer – „Schmerzgrenze“). Also setzen sie radikale Mittel ein, damit ihre Sicht Aufmerksamkeit bekommt. (Nur eine Annahme. Es können viele weitere Bedürfnisse hinter ihren Aktionen stehen. Dazu müsste man sie fragen). Der erste Impuls ist, sie zu töten um zu zeigen, dass töten falsch ist. Die Terroristen fühlen sich ironischerweise unterdrückt und setzen noch mehr Gewalt ein, weil ihr Bedürfnis nach Verständnis noch weniger erfüllt ist.

Versteht mich nicht falsch. Ich will keine Terroristen in Schutz nehmen. Mir war körperlich übel, als ich von der Hinrichtung des Jorunalisten James Foley gelesen habe. Und in diesem Moment fiel es mir sehr schwer empathisch mit dem IS zu sein. Ich bin auch der Meinung, dass Menschen die Verantwortung für ihre Taten tragen sollten. Mein Ziel ist es, dass wir friedlich miteinander leben können (was trotz populärer Gegenmeinung unserer Natur entspricht). Und um das zu erreichen, halte ich es für effektiver auf Menschen einzugehen, statt sie von vornherein als Feinde abzustempeln und Gegendruck zu erzeugen.

Nichtsdestotrotz bin ich keiner der Menschen, die sagen, „ach, lasst uns alle fröhlich sein und Blumen verteilen und dann wird das schon werden“. Es gibt reale Mittel und Techniken, um auf Gewaltverbrecher und Kriegstreiber einzugehen, ohne seine eigenen Interessen zu vernachlässigen. Tausende von Mediatoren um den Globus setzen diese Techniken im Kleinen wie im Großen ein. Ich hoffe, dass das Vertrauen in unsere Berufsgruppe in Zukunft steigen wird, damit wir als Alternative zu kriegerischen Wegen gesehen werden.

Krisenherde

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