Es ist mal wieder soweit. Ein Terroranschlag in Paris, und die Facebook-Community werted die Geschehnisse bis ins kleinste Detail aus. Poseidon sei Dank sind die meisten Beiträge sehr solidarisch. Andere holen ihren verstaubten Koffer der Küchen-Psychologie heraus und andere setzen auf Klischees. Viele Muslime betrauern die Handlungen einer Gruppe die für den Islam das ist, was der Ku Klux Klan für das Christentum ist. Die Türkei – ein Land das einen fortgeschrittenen säkularen Islam vorlebt – hat offiziell ihre Solidarität mit Frankreich bekundet. Wir können sicher sein, dass die Anschläge der Islamisierungs-Debatte noch einmal neuen Aufwind geben wird. Man möge nicht vergessen: Die Terroranschläge in Europa sind uns sehr nah, aber die meisten Terror-Akte richten sich gegen andere Muslime. Vor dem, wovor wir gerade in Schock erstarren, wollten die Flüchtlinge entkommen: einem Terror der in anderen Teilen der Welt alltäglich ist.
Aber in diesem Artikel geht es nicht um die Flüchtlingskrise, sondern um Terrorbekämpfung. Was mir Sorge bereitet sind Statements wie „Kampf gegen die Täter“ (Merkel) oder „Wir werden einen gnadenlosen Krieg gegen die führen, die…“ (Hollande). Aus der Emotionalität der Situation heraus, kann ich diese Äußerungen sehr gut nachvollziehen. Und ich möchte auch nicht bestreiten, dass die Zeit für Worte oft nicht da ist, wenn man den Gewehrlauf einmal vor dem Gesicht hat. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir an dieser Stelle eigentlich Aussagen wie „Wir werden Bedingungen schaffen, die dem Terror das Fundament abbauen“. Das Kartenhaus sieht folgendermaßen aus: Das Dach ist der Terror. Dieser steht auf Aggression und Angst. Und diese wiederum stehen auf der zuvor-erfahrenen Demütigung, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Leid (physisch sowie psychisch).
Den Berichten zufolge, nannten die Terroristen in Frankreich als Grund der Anschläge die Beteiligung an den Luftangriffen gegen den IS. So verrückt das auch sein mag, haben sich diese Mörder also für „die Guten“ gehalten, die uns bestrafen müssen, weil sie uns für ihre erlebte Demütigung, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Leid verantwortlich machen. Sollten wir darauf mit Gewalt reagieren? Gruppen wie der IS holen sich ihre Anhänger durch lokales soziales Engagement. Ein Posten den wir ihnen nicht überlassen sollten. Stattdessen sollten wir uns für bessere Lebensbedingungen auf dem gesamten Globus einsetzen. Das schaffen wir mit Empathie, Inklusion und Akzeptanz als geistigen Kompass. Durch den „Kampf gegen den Terror“ gießen wir eher Öl ins Feuer. Nach Al Quaida kam der IS und nach dem IS ist noch lange nicht Schluss.
Für einige wird dieser Text sehr „gutmenschlich“ oder naiv rüberkommen. Und ich gebe zu, der Text ist sehr mit meiner Meinung geladen. Jedoch basiert diese Meinung auf Wissen aus der Aggressions-, Gewalt- und Terrorforschung. Und Menschen mit der gleichen Meinung wie ich, sind weder Weichspüler noch wollen sie Gewalt gutheißen. Es sind die, die den Mut haben, das Gespräch zu suchen. Auch dann, wenn es schwer ist. Auch dann, wenn die Meinung unseres Gegenübers -sei es ein PEGIDA Anhänger, ein Terrorist oder ein Justin Bieber Fan- für uns unakzeptabel ist. Und ich bin der festen Überzeugung, dass man mit dieser Einstellung mehr positiven Wandel verursachen kann als mit Sprengstoff.