Beim Thema Religion fällt es mir schwer neutral sein. Dazu ist dieses Thema bei mir leider mit zu vielen negativen Assoziationen verbunden. Jedoch kann ich in diesem Zusammenhang ein paar Worte über Satire und Provokation verlieren.

In einer Zeit, in der Kritik am Monarchen in unserem Land noch tödlich war, gab es eine Person die frei sprechen durfte. Der Hofnarr hatte die exklusive Erlaubnis den König einen Spiegel vorzuhalten und zu kritisieren. Dies sollte natürlich dezent und in Humor verpackt vonstattengehen. Humor ist wichtig und heilsam. Es ist meine ganz persönliche Meinung, dass wir ein Thema erst verarbeitet haben, wenn wir beherzt darüber lachen können. Deswegen störe ich mich auch nicht an schwarzem Humor, im Gegenteil! Ich lache am stärksten über die Dinge, die man „nicht sagen darf“. Der große Unterschied ist: mit welcher Intention erzähle ich einen Witz? Wer lediglich verdeckt seinen Rassismus, Sexismus oder Homophobie ausleben will, erzielt damit nicht das wovon ich spreche. Aber die meisten Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die zum Beispiel Witze über Frauen machen, leben in ihren Köpfen Emanzipation. Der Witz ist dann deswegen lustig, weil man über das Phänomen des Sexismus lacht. Ein Freund sagte nach seinem Ausländer-Witz zu mir:  „Über Rassismus muss ich einfach immer lachen“. Mir ist klar, was er damit meinte.

Es gibt ein Therapiesystem, dass genau an dieser Stelle ansetzt. Frank Farrelly begründete die sogenannte Provokative Therapie. Monatelang konnte er bei einem Patienten kein Ergebnis erzielen. Als ihm schließlich der Kragen platzte, sprudelten all die Dinge aus ihm heraus, die ihn bei dem Patienten nervten. Überraschenderweise fing dieser an sich zu verteidigen und genau die Dinge zu sagen, die Farrelly ihm seit Ewigkeiten vergeblich verständlich machen wollte. Er begriff plötzlich sein eigenes Drama und beide mussten lachen. So begann seine Heilung und er konnte bald entlassen werden.

Seitdem wurde der Provokative Ansatz immer weiter verfeinert und fand selbst in die Mediation Einzug – wenn auch dezent.

Die Hauptfähigkeit eines Mediatoren ist üblicherweise Empathie und orientiert sich am Wertesystem des Klienten. Sparsam und gezielt eingesetzt kann Provokation aber Wunder bewirken. Es schafft eine Irritation, die den Klienten aus eingefahrenen Denkmustern holen kann. In einer Mediation sollte Provokation jedoch immer aus einer positiven Intention kommen. Nicht um den anderen bloßzustellen. Genauso soll auch Satire die Menschen zum lachen bringen. Zum lachen über die Verrücktheit der Welt und unserem Platz darin. Mediatoren geben den Menschen Verständnis und Karikaturisten stoßen sie vor den Kopf. Aber wir haben alle das gleiche Ziel: Veränderung in Richtung einer aufgeschlosseneren Gesellschaft.

Satire ist meine liebste Kunstform und ich respektiere jeden, der sie beherrscht. Also bin auch ich Charlie und beende mit dem Zitat: „Das Ergebnis von Tausend Stunden Therapie erreicht man manchmal auch einfach mit einem guten Witz“

Je suis Charlie – Provokation ist heilsam

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