…ist was ich als Mediator natürlich sage. Die Frage ist jedoch immer: Ist ein Mediator gewollt? Wenn nicht beide Parteien eine Mediation wünschen, wird eine Mediation mit hoher Wahrscheinlichkeit zu keinem Ergebnis führen. In den Medien wird jedoch im aktuellen GDL vs. Bahn Streit das Wort Mediator und Schlichter synonym verwendet. Genau dort könnte das Problem sein. Schlichter klingt, als würde jemand für einen anderen entscheiden, wie die Lösung aussehen wird. Jedoch ist genau das nicht gewollt bei einer Mediation. Im Bestfall würden die Köpfe der Bahn und der GDL zusammensitzen und verhandeln, während der Mediator darauf schaut, dass der Prozess konstruktiv geführt wird.

Dieser Streik ist ein Gesellschaftsproblem
Der folgende Teil ist meine eigene Meinung und benutzt wertende Sprache. Provokationen (bzw. Irritationen) haben nicht den Zweck, den Leser von meiner Sicht zu überzeugen, sondern neue Gedankengänge anzuregen – wie auch immer diese aussehen mögen.

GDL Vorsitzender Weselsky hat mittlerweile den neunten Streik angesetzt. Sein Grund Mediationsversuche auszuschlagen ist: „Die von mir eingeforderten Rechte sind unveräußerlich“. Sobald jemand davon ausgeht 100% Recht zu haben, braucht diese Person keinen Kompromiss. Stattdessen wird versucht das eigene (natürlich absolut richtige) Ziel mit allen Mitteln durchzusetzen. Und wie setzen wir dieses in unserer Gesellschaft durch? Natürlich mit der Ausübung von Macht und dem längeren Hebel. Wenistens in dieser Kategorie unterscheiden wir uns nicht sonderlich von Terroristen. Was gerade in der GDL passiert ist eine Abzeichnung dessen, wie wir noch immer unsere Konflikte lösen. Wer davon ausgeht zu wissen, was richtig und falsch ist, will sich seinem Gegenüber auch nicht annähern. Jedes Mittel ist dann angebracht, wenn es nur zum „richtigen“ Ziel führt.

Zu Dick aufgetragen? Vermutlich! Aber ich will hier nur einen Standpunkt verdeutlichen: So sehr die Deutschen gerade Weselsky und die GDL hassen. Deren Verhalten ist nur ein Symptom dessen, wie wir Konflikte in unserer Gesellschaft noch immer angehen. Jeder der wie ich versucht, sich als Mediator selbstständig zu machen, sieht wie wenig Menschen sich von einem Dritten helfen lassen wollen. Das „Ich habe Recht“-Prinzip ist immer noch viel stärker vertreten als die Bereitschaft gemeinsam an der Lösung zu arbeiten.* Und hier wird uns der Preis dafür ausgezahlt. Und jeder der jetzt sagt „Die GDL hat kein Recht sich so zu verhalten“ ist Teil des Problems!

*Das sind keine fundierten Fakten, sondern persönliche Beobachtungen

Der Konflikt als Möglichkeit

Ich hoffe, dass dieser Konflikt ein Meilenstein sein wird. Insofern, dass unsere Konfliktkultur überarbeitet wird. Es wäre schön, wenn die jetzigen Geschehnisse sich als Warnsignal in unsere Köpfe brennen würden. Sicher dachte jeder von uns in einem Konflikt schon mal: „Hier habe ich Recht. Da gibt es nichts zu diskutieren“. Hoffentlich denken wir beim nächsten Mal daran, wie wir uns gefühlt haben, als die GDL das behauptete.

Ich freue mich auf den Tag an dem ich öfter in den Medien lese: „[Konfliktpartei A] und [Konfliktpartei B] sind sich im Klaren, dass beide Sichtweisen valide sind und suchen beim Mediator eine Möglichkeit eine gemeinsame Lösung zu finden“.

 

Bildquelle: pixabay.com

Die GDL braucht einen Mediator

Das könnte dir auch gefallen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.