In der Sendung „Real Time with Bill Maher“ waren am dritten Oktober 2014 unter anderem Autor Sam Harris und Schauspieler Ben Affleck zu Gast. Als Bill Maher und Sam Harris zu dem Thema Islamophobie kamen, warf Ben Affleck ein, dass nicht alle Moslems über einen Kamm gescherrt werden sollten. Daraufhin wurde die Debatte hitzig und für mich schwer zu folgen, da keiner der Teilnehmer so richtig ausreden konnte. Ich nenne diese Arten von Debatten gerne „Gegenseitiges-Nichtzuhören“. (Video am Ende des Artikels)
Meiner Meinung nach lief die Kommunikation in dieser Debatte schief, da keiner auf die Intention der anderen einging, sondern auf kleinen Punkten hängen blieb, die auf einen Nerv trafen. Der Gesichtszüge nach zu urteilen, behaupte ich, dass zumindest Affleck und Maher sehr von ihren Emotionen gelenkt waren. Unter diesen Umständen ist es nicht immer leicht eine sinnvolle Argmentationskette aufzubauen, die der andere annehmen kann. Stattdessen werden überzogene Argumente verwendet um möglichst viel Dampf abzulassen. Mir geht es genauso, wenn ich über Themen rede, die bei mir einen roten Knopf drücken. (Religion ist übrigens genau so ein Knopf bei mir)
Unter Mediatoren gibt es eine Technik um diese Art der unproduktiven Kommunikation zu unterbinden. Nachdem der Andere seine Argumentation beendet hat, wird der geäußerte Punkt nochmal mit eigenen Worten wiedergegeben. Dadurch weiß der Andere, dass das Argument ankam oder ob es vielleicht noch falsch verstanden wurde. Diese Technik ist in der Hitze der Debatte nicht immer leicht anzuwenden (besonders wenn man emotional ist und/oder viele Menschen am Tisch sitzen und die Sorge besteht, seine Meinung nicht loswerden zu können), zeigt jedoch große Wirkung, wenn man sie richtig anwendet und hätte diese Debatte meiner Meinung nach um gut 5 Minuten verkürzen können.
Meine Meinung ist, dass die Positionen von Maher/Harris und Affleck sich nicht gegenseitig ausschließen. Auf der einen Seite haben wir den Wunsch, Muslime nicht generell dafür zu verdammen, dass ein paar Fanatiker die Schriften des Korans wörtlich auslegen und Gewalt nutzen. Auf der anderen Seite steht der Wunsch, Ideen des Islams kritisieren zu können, ohne den Vorwurf von Islamophobie um die Ohren geworfen zu bekommen. Hier insbesondere der Umgang mit Frauen, Schwulen und Freidenkern. Dafür ist es wichtig, den Islam als Gedankenkonstrukt und praktizierende Muslime getrennt zu betrachten. Meine Einschätzung ist, dass beide Seiten das getan haben, aber davon ausgingen, dass es die andere Seite nicht tat. Damit wirkten die Seiten unvereinbar, obwohl sie es nicht sind. Wenn wir noch tiefer reingehen und von den Positionen zu den Interessen gehen, sehen wir (möglichweiße) das Interesse nach Respekt und Achtsamkeit vs. Bildung/Wandel und Aufgeschlossenheit. Auf beiden Seiten haben wir ein Interesse nach Akzeptanz (Diese Interessen/Bedürfnisse sind Möglichkeiten und können von den wahren Interessen der Beteiligten abweichen).
Mir wäre es lieb gewesen, wenn weniger geschaut worden wäre, wer Recht hat, sondern wie man die unterschiedlichen Meinungen hätte nutzen können um gemeinsam nach Antworten zu suchen, die beide Seiten berücksichtigen.
PS. Da ich sowohl Sam Harris als auch Bill Maher sehr schätze, bin ich parteiisch und halte mich deshalb auch mit eigenen Argumenten und Meinungen zurück und schaue in diesem Artikel nur auf die Kommunikation.